Kroatien: Kunst und Klang
Das Infeld Haus der Kultur in Halbturn zeigt die Ausstellung „Kroatien: Kunst und Klang“ mit Werken von Schlüsselfiguren der kroatischen Kunst aus der Sammlung Infeld. Erster in der Reihe ist der herausragende Vertreter des Jugendstils Vlaho Bukovac (1855-1922). Er war Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Prag, galt als Malerfürst und Kosmopolit und hinterließ 400 Portraits sowie 150 Gemälde. Lebendig, zugleich zart und zerbrechlich wirken seine zwei Frauenakte, welche in Halbturn zu sehen sind.
Eine Demokratisierung der Kunst strebte Krsto Hegedusic (1901-1975) an. Er gehörte der Künstlergruppe „Erde“ an und war Professor an der Kunstakademie in Zagreb. Unabhängig von den aktuellen Stilrichtungen wollte er eine Kunst, die das soziale Milieu aus der diese kommt, widerspiegelt. In den 30-er Jahren startete er die Hlebiner Schule der Naiven und zeigte dem jungen Bauern Ivan Generalic wie man malt, ohne ihn zu beeinflussen. Neben Werken mit Motiven aus Hlebine werden auch Gefängniszeichnungen von Hegedusic gezeigt. Diese entstanden zwischen 1931-1941 als der Künstler in Koprivnica, dann in Zagreb und zuletzt im Konzentrationslager Gospic wochenlang eingesperrt wurde. Dank des Zeichnens bewältigte Hegedusic den Gefangenenalltag leichter.
Eine in sich geschlossene, selbständige bildnerische Welt, ein spezifischer Surrealismus, kreierte Vasilije Jordan (1934-2019). Als authentischer Lyriker visueller Erinnerungen fand er Nahrung für seine Arbeit in der Zauberwelt alter Photographien. Heute erinnern uns diese Motive an die Unabwendbarkeit der Vergänglichkeit der Zeit.
Akzent der Ausstellung sind Werke aus der Serie „Die Schirme von Opatija“ des weltbekannten und geschätzten Malers Zlatko Prica (1916-2003). Entstanden in den 1990-er Jahren, observieren diese Bilder das Mysterium Frau: ihre Eleganz, ihren Charakter, ihre Bewegungen.
Mit der Kraft, der Frische und der Einzigartigkeit seines Pinselstrichs erzählt Edo Murtic (1921-2005) seine Geschichten über das kroatische Inselparadies. Als Vertreter der Moderne malte er intensiv und liebte es, mit dem Boot auf der Adria unterwegs zu sein, die Gott mit besonderer Liebe geschaffen hat. Er gab das Erlebte, nicht das Gesehene wieder.
Mit der größten Kroatischen Insel Krk ist das Werk von Oton Gliha (1914-1999) eng verbunden. In Omisalj, dem Geburtsort seiner Frau Mila Kumbatovic auf Krk, erregten die charakteristischen Trockensteinmauern sog. Gromacas seine Aufmerksamkeit und beeinflussten sein Schaffen. Gliha malt diese als Herz der Insellandschaft aus der Vogelperspektive betrachtet. Der Saitenproduzent und Kunstsammler Peter Infeld schrieb über Gliha: „Ich war sofort fasziniert von den abstrakten aber gleichzeitig einer mystischen Geometrik nachgehenden Formen.
Diese locker aufgeschichteten, steinernen Grenzen hatten für mich eine archaische Ausstrahlung, nicht zufällig zu Feldern angeordnet, sondern wie ein einer seltsamen Geometrie folgendes Spinnennetz, welches sich, wie von einer unsichtbaren Hand geführt, über die ganze Insel zieht.“
Den Klang Kroatiens liefert die Tamburizza. Acht dieser traditionellen Musikinstrumente vervollständigen die Ausstellung. Die „Tamburizza“, die slawische Verkleinerungsform von „Tambura“, ist eine Langhalslaute mit bauchigem, meist kleinem Resonanzkörper und einem langen Hals. Sie wird mit den Fingern oder mit einem Plektron gezupft, manchmal auch gestrichen und existiert heute in verschiedenen Größen und Formen (z.B. Gitarrenform) mit mehr oder weniger Saiten.
Im 14. und 15. Jahrhundert wurde das Instrument durch die Osmanen auf der Balkanhalbinsel verbreitet. Mitte des 19. Jahrhundert, als das orchestrale Tamburizza Spielen begründet wurde, erlebte die Tamburizza aufgrund der Etikettierung als kroatisches Nationalinstrument große Popularität. Die Tamburizza-Ensembles wurden zum kulturellen Identifikationsmittel und zum nationalen Symbol und auch von Kroaten übernommen, die außerhalb des Landes leben. Im Burgenland wird diese Tradition ebenfalls gepflegt.
Alle ausgestellten Tamburizzas sind mit Saiten von Thomastik-Infeld GmbH bespannt. Das traditionsreiche Wiener Unternehmen wird seit mehr als 100 Jahren von der Sammlerfamilie Infeld geführt und ist einer der wichtigsten Musiksaiten-Hersteller weltweit. Seit dem Tod von Peter Infeld im Jahr 2009 setzt seine Witwe, die gebürtige Kroatin Zdenka Infeld, die lange Unternehmenstätigkeit und die Sammlertradition der Familie fort.